An der ehemaligen Grenze

Während meiner Kindheit war die Welt in Mattierzoll, welches auch damals schon ein kleiner Ortsteil von Winnigstedt mit wenigen Einwohnern war, zu Ende. Die Asphaltstraße endete und ging als alte Kopfsteinpflaster-Straße weiter. Bis zu dem Zaun, der die Welt in Ost und West teilte. Auf der „anderen“ Seite, der DDR, stand ein ständig mit bewaffneten Soldaten besetzter Grenzturm, auf „unserer“ Seite stand hin und wieder ein einsamer Grenzschützer, ebenfalls bewaffnet, herum und bewachte die Grenze.

Die Grenzschützer waren häufig keine „Eingeborenen“ sondern wurden durch ihren Dienst nach Winnigstedt verschlagen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass das einzige katholische Kind in meiner Klasse der Sohn eines Grenzschutbeamten war.

Die Grenze, der Zaun, war da. Teil der Realität, wie die Schule, der kleine Dorfladen oder der Tiefenbach. Bis zu jenem Novembertag, an dem die Grenze viel. Etwas, mit dem niemand wirklich vorher gerechnet hatte. Und auch wenn die Grenze in den Köpfen wesentlich stabiler war wie in der Realität (und in einigen Köpfen heute noch ist), es begann eine Zeit der Veränderung.

Ein Teil der alten Grenzbefestigungen wurde in der Nähe eines kleinen Informationshäuschens, welches schon vor der Grenzöffnung existierte, wieder neu aufgenommen und steht heute als Denkmal am Straßenrand. Auch der alte Grenzturm wurde erhalten.

Bei  Rad-, Wander- und Lauftouren komme ich öfter mal an dieser Gedenkstätte vorbei. Viel los ist meist nicht, aber irgendwie ist es doch schön zu sehen, wie an dieser Stelle, wo früher die westliche Welt endete und die östliche Welt begann, heute der Verkehr rollt.

Wenn ich dort bin muß ich öfter daran denken, wie es früher war. Die Grenze war für mich immer etwas unheimliches, gefährliches. Ein seltsamer Ort den ich als Kind nicht wirklich verstanden habe. Noch heute sind mir Grenzen unheimlich und ich bin froh, wenn ich die Grenzkontrolle hinter mir habe.

Viele Menschen fordern heute, die Grenzen von Deutschland wieder abzuriegeln und zu bewachen und auch Schußwaffen einzusätzen. Auch wenn ich einige Ängste verstehen kann, ich bin froh, das es heute in Europa so viele offene Grenzen gibt.

Die folgenden Bilder sind an einem eher schmuddligen, grauen Wintertag entstanden.

Das Foto zeigt die Museumsanlage an der ehem. Grenze, die nachgebauten Zäune, links das Info-Häuschen und ganz hinten kann man den alten Grenzturm erahnen.

  • Blende: ƒ/8
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 5 Februar, 2017
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 21mm
  • ISO: 250
  • Verschlusszeit: 1/60s

Das s/w-Foto zeigt einen Blick durch den Fußweg durch die nachgebaute Grenze auf den alten Grenzturm

  • Blende: ƒ/8
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 5 Februar, 2017
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 140mm
  • ISO: 1600
  • Verschlusszeit: 1/320s

Das Bild ist auf der rechten Seite an dem Metallzaun der ehem. Grenze entlangfotografiert

  • Blende: ƒ/8
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 5 Februar, 2017
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 14mm
  • ISO: 320
  • Verschlusszeit: 1/60s

Das Bild ist auf der B79 aufgrnommen, man sieht den ehem. Grenzturm, das Erinnerungsschild und die Straße, die an ihm vorbeiführt.

  • Blende: ƒ/8
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 5 Februar, 2017
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 92mm
  • ISO: 400
  • Verschlusszeit: 1/200s
Das Gedenk-Straßenschild das an dieser Stelle "Deutschland und Europa bis zum 12.11.1989 um 7:58 Uhr geteilt" waren. Im Hintergrund der ehem. Grenzturm
  • Blende: ƒ/8
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 5 Februar, 2017
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 55mm
  • ISO: 640
  • Verschlusszeit: 1/125s

Ein Isolater für den ehem. stromführenden Draht an einem der Grenzzäune

  • Blende: ƒ/8
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 5 Februar, 2017
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 140mm
  • ISO: 2500
  • Verschlusszeit: 1/320s

Das Grenzdenkmal ist hier:

 

Der Grenzturm zwischen Mattierzoll und Hessen

Es ist heute schon über eine Generation her, aber einst gab es Deutschland zweimal auf der Landkarte und dazwischen eine mit deutscher Gründlichkeit geplante, gebaute und bewachte Grenze. Eine Grenze, die ein ganzes Volk teilte, die Familien und Freunde getrennt hat. Heute ist das „Grüne Band“ an die Stelle der Grenze getreten, eine durchaus erfreuliche Entwicklung.

Eine Hinterlassenschaft dieser Grenze ist der alte Grenzturm zwischen Mattierzoll und Hessen am Fallstein. Dort habe ich im letzten Jahr ein paar Nachtaufnahmen gemacht.

Das Bild zeigt den Beton-Grenzturm in Mattierzoll bei Nacht (von der "West-Seite"). Rechts vom Turm ist eine Straße, auf der sieht man die Rücklichter von Autos als Spuren, Links neben dem Turm ist ein Großes Baustellen-Schild, von dem man aber nur die Seite sieht.

  • Blende: ƒ/11
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 20 September, 2014
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 55mm
  • ISO: 160
  • Verschlusszeit: 30s

Es ist ein schön, das heute die Menschen einfach so an diesem Turm vorbeifahren können. Das folgende Bild ist dadurch entstanden, das von Links (also dort, wo früher ein Teil des Todesstreifens war) ein Traktor mit Anhänger kam.

Das Bild zeigt den Beton-Grenzturm in Mattierzoll bei Nacht (von der "West-Seite"). Rechts vom Turm ist eine Straße, auf der sieht man die Schwinwerfer der Autos als Spuren, Links neben dem Turm ist ein Großes Baustellen-Schild, von dem man aber nur die Seite sieht. Von rechts nach Links durch das Bild gehen dünne Lichtspurren von einem Traktor und man sieht Reflektionen von Lichtern im Nebel

  • Blende: ƒ/11
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 20 September, 2014
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 55mm
  • ISO: 160
  • Verschlusszeit: 60s

Als Kind hat die Grenze mir immer ein wenig Angst gemacht. Es gab bis zur Wende in Mattierzoll keinen Grenzübergang, am Zaun war die Welt zu Ende, und auf beiden Seiten waren bewaffnete Männer, welche die Grenze bewachten. Diese Erfahrungen haben mich dazu gebracht, ein wenig zu experimentieren und aus einer verwackelten Langzeitbelichtung das folgende Bild zu schaffen.

Das Bild zeigt den Beton-Grenzturm in Mattierzoll bei Nacht (von der "West-Seite"). Rechts vom Turm ist eine Straße, auf der sieht man die Scheinwerfer der Autos. Das Bild ist in schwarz/weiß und verwackelt...

  • Blende: ƒ/11
  • Kamera: DMC-G6
  • Aufgenommen: 20 September, 2014
  • Blitz: Nein
  • Brennweite: 61mm
  • ISO: 3200
  • Verschlusszeit: 4s

Die Bilder sind alle in etwa hier entstanden: